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CHALLENGE Almere 2015 // 9. Platz gesamt
Gib mir mein Herz zurück, Du brauchst meine Liebe nicht.... (Herbert Grönemeyer)
Ich hatte mir das immer sowas von romantisch vorgestellt. Frisch verliebt einen Wettkampf zu absolvieren. Mit Liebe im Herz DAS tun WAS ich liebe. Das kann doch nur das höchste Glück bedeuten. Mit Schmetterlingen im Bauch, die einen in den Durststrecken eines langen Wettkampftages vorantreiben. Mit einer Extraportion Energie. Dieser eine liebste Mensch, der mitfiebert, einem alles Glück der Welt wünscht, mitleidet bei jedem Tief, mitjubelt bei jedem Hoch und nicht abwarten kann nach dem Rennen zu erfahren wie es gelaufen, einem ergangen ist. Das Gefühl, dass da jemand 442km entfernt vor dem Live-Ticker ausharrt und trotzdem ganz nahe ist.... Aber wieso wieso wieso fühlte sich alles ganz anders an...? Ein seltsamer Unterton, ausbleibende Antworten, Kommunikationsfetzen per WhatsApp...Verunsicherung. Die Schmetterlinge in meinem Bauch hatten ihre Leichtigkeit verloren. Aber nichts worauf man mit dem Finger hätte deuten können. Ein Bauchgefühl. Intuition. Irgendwie wollte hier und da etwas nicht zusammenpassen.
Der 12. September entpuppte sich dann zu allem Überfluss als ein „gebrauchter Tag“. Kurz vor dem Rennen, am 11. September, bekomme ich eine leichte Mittelohrentzündung diagnostiziert. Am Wettkampfmorgen wache ich mit einem steifen Genick auf und im Badezimmer stelle ich fest, dass mir auch der eigene Körper heute ein Bein stellen will. Trotzdem, war ich immer noch guter Dinge und freute mich auf den Tag. Meine 18. Langdistanz.
Das Schwimmen im Weerwatersee war wie immer ein kleines Erlebnis. Mit all den Schlingpflanzen und dem dunklen Wasser fühlt man sich automatisch irgendwie…fischiger. Der Startschuss erwischte uns glaube ich alle etwas unerwartet und, BÄÄÄM, noch bevor ich mich richtig in die Reihe der Profimädels einordnen konnte, ging die Reise über 3,8km Schwimmen, 180km Radeln und 42,2km Laufen auch schon los. Eine einzige Profidame machte sich direkt auf und davon, während Julia Bohn und ich uns an die Füße zweier anderer Athletinnen hefteten. Gerne hätte ich auch etwas Schwimmarbeit vorne geleistet, aber ich hatte so schon meine Mühe überhaupt an den Füßen vor mir dran zu bleiben. Diese Vierer-Mädels-Gruppe zerplatzte erst auf dem letzten Schwimmkilometer, als die ersten rasanten Agegroup-Männer an uns vorbei durchs Wasser pflügten. Immerhin schwamm ich eine 1:02h und hatte etwas Kraft im Wasserschatten gespart.
Da direkt in so guter Gesellschaft, cancelte ich kurzfristig meinen ersten eingeplanten Dixi-Stopp und schwang den Hintern als vierte Frau aufs Rad. Mit einer 5:13h auf dem Rad und damit ca 6 Minuten schneller als im Vorjahr, war ich zufrieden, zumal ich mich immer noch wirklich GUT fühlte und mich richtig auf den Marathon freute. Am liebsten wäre ich direkt in die Laufschuhe gesprungen, doch mit bis dahin 6 Stunden Wettkampfzeit kam ich um notwendige hygienische Maßnahmen nicht herum. Nach fast vier Minuten Wechselzeit, von der ich einen Teil im Plastikklo zugebrachte, ging es dann endlich, als inzwischen 10. Frau, ab auf die Laufstrecke und auf in den Kampf. Lina-Kristin Schink, mit der ich vom Rad gestiegen war, natürlich schon meilenweit entfernt.
ABER, die Beine flogen. Zumindest auf der ersten Runde. Auch die zweite Runde war noch mehr als im Soll. Und so war das Durchschnittstempo bis km 14 irgendwo bei 4:45‘/km. Ziel war eine 4:50‘/km durchzulaufen. Was ich als völlig realistisch eingestuft hatte. Also eine Zeit knapp unter 3:30h für den abschließenden Marathon. Auf den ersten beiden, oder vielleicht auch drei, Runden schaffte ich es mich wieder auf Platz 7 vor zu arbeiten. Inzwischen hatte ich auch mit großen Augen einen meiner neuen „Athletenzuwächse“, Christoph Boll, zusammen mit seinem Kumpel Sven, am Streckenrand entdeckt. Nach fast durchfeierter Nacht, hatten sich die beiden kurzfristig in Frankfurt um 7:00Uhr Morgens ins Auto gesetzt, um mich bei der Challenge Almere anzufeuern. Das hat mich so unglaublich geehrt, dass ich den bei km 17 eintretenden Leistungseinbruch zu Ehren von Chris und Sven mit einem weiterlaufenweiterlaufenweiterlaufen-Mantra bekämpfte und dem dringenden Bedürfnis stehen zu bleiben überhaupt widerstehen konnte. Damit wurde es ein 3:38h Marathon, eine Gesamtzeit von 10:01h und ein gesamt 9. Platz.
DANKE LIEBER CHRIS UND LIEBER SVEN, dass ihr mich dermaßen überrascht habt. YOU REALLY MADE MY DAY – MORE THAN ANYTHING! Und DANKE liebe Mama Kuch, dass Du einmal wieder die beste Supporterin für mich warst. Mit meinen sämtlichen eventuell zusätzlich benötigten „Bedarfsmaterialien“ am Coaching Point gewartet hast, Runde um Runde, mit mir mitgelitten und Dich am Ende mit gefreut hast. Über das Finish und den Besuch von Chris und Sven. Geteilte Freude ist doppelte Freude.
Wenn das doch nur auch für den Menschen gegolten hätte von dem ich dachte, dass er in Gedanken den ganzen Tag bei mir war. In Wirklichkeit war dies nicht der Fall. Und zwar ganz und gar nicht. Im Gegenteil. Er war nicht nur geistig sondern auch anderweitig beschäftigter. Hätte ich am Wettkampftag gewusst was ich nun 11 Tage später erfuhr, hätte ich mich wahrscheinlich im Weerwatersee ertränken wollen. NEIN, das meine ich NICHT Ernst. Kein Mann der Welt wäre das wert und ich bin gottfroh, dass ich mich da nichtsahnend über die Laufstrecke geackert habe. Wobei der Schmerz der Laufbeine mir jetzt noch 100mal lieber wäre als ein kaputtes Herz.
Es ist für mich wieder ein Beweis, dass wir öfter auf unser Bauchgefühl hören müssen. Wir dürfen unserer Intuition folgen. Dieser nachspüren. Menschen haben eine Aura und wir fühlen ganz genau, ob mit dieser Aura etwas im Argen liegt, ob sie rein oder unrein ist. Malcolm Gladwell hat ein tolles Buch über dieses Phänomen geschrieben. „BLINK – The power of thinking without thinking“.
“There can be as much value in the blink of an eye as in months of rational analysis.”
Unser Körper, unser Gehirn, unsere Emotionen scannen unser Umfeld, registrieren und vergleichen was uns gar nicht bewusst ist. Und dann entsteht ein Gefühl. Von dem wir nicht wissen woher es kommt. Ein Gefühl das aber eine Daseins-Berechtigung hat. Etwas passt nicht zusammen, reimt sich nicht, ist nicht kompatibel. Wir sollten dieses Gefühl nicht mit unserem Kopf bekämpfen. Oder mit unserem Verstand. Und auch nicht mit anderen ebenso vorhandenen Gefühlen übertünchen. Diese zunächst winzige Ungereimtheit, ist da und unser Körper signalisiert uns einfach, dass das Gesamtbild nicht stimmt. Auch wenn wir dies auf den ersten Blick nicht entdecken. Oder ganz einfach gar nicht erkennen wollen.
Wer weiß, auch wenn meine Zeit als aktive Triathletin inzwischen sehr begrenzt ist, Herzen heilen und ich bin der festen Überzeugung, dass da der richtige Mann ist, der nicht Miß- sondern Vertrauen in mir weckt und die Schmetterlinge in meinem Bauch wieder zum Fliegen bringt. Es geht IMMER weiter. Immer. Das Leben mit seinen Abenteuern. Und vielleicht klappt es auch noch die romantische Kombination von Mann und Sport sowie Mann und Familie :-)
In diesem Sinne, oder wie Brigitte Bardot einmal sagte:
„Ich habe vieles über das Leben gelernt, aber das Wertvollste war: ES GEHT WEITER.“
Und genauso passend von Johny Depp (da sieht man, dass Erste sein nicht automatisch das Beste ist):
“If you love two people at the same time, choose the second. Because if you really loved the first one, you wouldn't have fallen for the second.”
Onwards and upwards,
Eure Celi