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5. PLATZ ELITE POWERMAN ULM / VIZE-DEUTSCHE MEISTERIN ELITE DUATHLON LANGDISTANZ 2016
 

Mentale Toughness, Maslow und die Kraft der Glückshormone

celia kuch, swim, bike, run, fun, Triathlon Coaching, Trathletin, Weinheim, Heidelberg, Mannheim, Ludwigshafen

Gleich fünf Events wurden am 7.8.2016 in Ulm an der Donau am südöstlichen Rand der schwäbischen Alb ausgetragen. Nebst dem bekannten Einstein Triathlon, benannt nach...richtig, Albert Einstein, der auch einmal in dieser wirklich ganz wunderschönen Stadt gelebt hat...fand dieses Jahr zum ersten Mal auch der Powerman Ulm statt bei dem zugleich die Deutschen Meisterschaften über die Duathlon Langstrecke austragen wurden. Die Distanzen betrugen hierbei 10km Laufen, 80km Radfahren und nochmal 20km Laufen.

 

Nach dem Start im Donaustadion ging es über 4 mal 2,5km Laufrunden in die zwischen Stadion und Donau gelegene Wechselzone und ab auf das Rad zur Bewältigung der malerischen 2x 40km Radstrecke auf der es mit 1000 Höhenmetern auch längere Steigungen von bis zu 18% zu erklettern galt. Eines ist sicher, die Powermanmedaille musste man sich hier hart erarbeiten. Der abschließende 20km Lauf führte dann über einen 4x 5km out-and-back Kurs entlang der Donau, durch die Ulmer Altstadt und teils über die Ulmer Stadtmauer zurück zum Donaustadion, dreimal vorbei am Ziel bis die Athleten beim 4. Mal endlich dort, wo alles am Morgen begann, ihr Rennen glücklich bei Sonnenschein und über 30 Grad beenden durften.

 

Ich startete gemeinsam mit dem Feld der Eliteathleten um 9:30 Uhr, welches mit Rang und Namen aus der Duathlonszene bestückt war. In gesamt 5. Position begab ich mich nach den ersten 10km auf mein Triathlon Zeitfahrrad. Die Radbeine waren diesmal viel besser in Form als erwartet, nachdem ich beim Heidelbergman die Woche zuvor am Berg fast stillzustehen schien. Mit dem Zeitfahrrad machen Wettkämpfe mit überdurchschnittlich vielen Höhenmetern auch wirklich nicht ganz so viel Spaß, da die Powermanstrecke aber zu 50% flache Passagen hatte, boten sich doch genügend Chancen für mich meine Platzierung bis in die zweite Wechselzone zu verteidigen. Die steilsten Rampen waren zum Glück mit freundliche Zuschauern gesäumt, die uns Meter für Meter verbal nach oben pushten. Auf dem gesamt fünften Platz liegend startete ich schließlich auf die zweite Laufstrecke, wurde dort aber schon bald von der sehr starken Läuferin Nina Vabic, die zeitleich gestartet und im Amateurfeld unterwegs war, überholt. Nina lief sich tatsächlich noch auf den gesamt 4. Platz nach vorne. Eine wirkliche Hammer Leistung. Da fühlt man sich als Profi-Frau natürlich immer etwas beschämt. Aber so ist das nunmal und ich bin ja auch dabei mich von dem "Profi-Dasein" zu verabschieden.

An dieser Stelle wollte ich in diesem Zusammenhang doch trotzdem noch einmal eines bemerken, weil viele das mit dem Start in der profikategorie nicht ganz verstehen: Die Profilizenz zu ziehen ist eine Entscheidung, die man selber fällt und die rein gar nichts an der eigenen finanziellen Situation ändert. Was ich damit sagen möchte, man erhält mit dem 250€ DTU Elitepass und der Genehmigung des Bundestrainers keinen zahlenden Arbeitgeber. Man hat ganz einfach die Chance so zu versuchen, ob man es weiter nach vorne schaffen und eventuell so gut werden kann, dass die Kombination aus Preis-, Antritts-, Sponsorengeldern sowie vielleicht die Zugehörigkeit zu einem namhaften Topteam einem das Profidasein finanziert. Wenn man es geschickt angestellt hat, hat man sich schon als Amateurathlet einen Namen gemacht, Geld zurückgelegt oder aber man wird von seiner Familie für eine gewisse Zeit finanziell getragen um sich zu 100% auf Training und Regeneration vom Training konzentrieren zu können.

Leider war dies alles nie der Fall für mich. Ganz im Gegenteil. Ich habe zweimal fulltime studiert, dann drei Jahre zwischen 40-50 Wochenstunden für eine neuseeländische Universität gearbeitet um mein Studentendarlehen abzuarbeiten und mich dann 2010 in die 24/7 Selbständigkeit begeben. Mit NULL Cent in der Tasche nach 10 Jahren Studentenbudget hieß das ersteinmal neben der Selbständigkeit bis in die späten Stunden in einem Restaurant bedienen zu gehen. Teils bis 3 Uhr in der Früh. Am nächsten Morgen raus, 2 Stunden laufen oder 5 Stunden radeln auf müden Bedienerbeinen, das eigene Businesskonzept ausarbeiten und vorantreiben, nochmal trainieren und wieder ab in die Gastronomie bis in die Nacht. Das soll aber kein Jammern sein. Ich bin verdammt stolz auf das, was ich aus eigener Kraft in meinem bisherigen Leben erreicht habe. Mit sehr viel Mut, einem starken Willen und noch mehr Ausdauer. Ich habe niemals aufgegeben. Niemals. Egal wie schwer es für mich war. Aber es war halt kein Zuckerschlecken.

 

Der größte Fehler was meine Triathlon-"Karriere" angeht geschah leider gleich von Anfang an: Bei meinem zweiten Start über die Ironmandistanz, 2007 in Neuseeland, überzeugte mich mein neuseeländischer Trainer zum Start in der Profikategorie. Er meinte es durchaus gut, weil er um mein knappes Studentenbudget wusste und dachte, dass ich mir so mit etwas Preisgeld mein Triathletendasein aufbessern könnte. Als Amateurathlet hat man ja keine Berechtigung zum Preisgelderhalt. Im Nachhinein eine völlige Fehlentscheidung. Denn so nahm ich mir die Chance erst einmal in der Altersklasse erfolgreich zu werden, Selbstbewusstsein und Selbstbestätigung zu sammeln. Für die WM auf Hawaii hätte mein Budget nie gereicht, das war nie das Ziel, aber es wäre schön gewesen, erst einmal ohne Druck in der Altersklasse aufzusteigen. Mit meinem selbst gebastleten 600 Euro Aluminiumrad war es immer wieder das aller unangenehmste Erlebnis die kleine "Blechbüchse" neben all den teueren echten Profirädern einzuchecken. Auch wenn ich 2009 beim Ironman New Zealand damit nur 5 Minuten langsamer auf der Radstrecke unterwegs war als die starke Joanna Lawn - mehrfache Ironman New Zealand Gewinnerin.

 

Jetzt habe ich bald 16 Jahre lang die Zähne zusammen gebissen und mit einem extrem niedrigen Einkommen am Existenzminimum gelebt. Irgendwann macht das alles keinen Spaß mehr. Nach einem Ironman-Wettkampf noch ganze 4 Euro auf dem Konto zu haben, nicht zu wissen wie man seine Rechnungen bezahlen soll und das mit zwei erfolgreich abgeschlossenen Studiengängen in die ich ebenfalls eine Menge Geld, Zeit und Arbeit investiert habe. Mit über 40 Wochenstunden Arbeit (!) die leider in der Selbständigkeit absolut unzureichend bezahlt und oftmals völlig unterschätzt wird.

Ich bin trotz alledem, soweit ich das selbst überhaupt beurteilen darf, ein freundlicher, fröhlicher und sehr hilfsbereiter Mensch geblieben. Das war aber vor allen Dingen auch der Tatsache geschuldet, dass Sponsoren es wirklich sehr sehr gut mit mir meinten und ich mich so über die nicht selten unzuverlässige und geringe Bezahlung meiner Arbeit als Triathlon Coach und Personal Trainer hinweg retten konnte. Vor allem lokal in Weinheim ansäßige Supporter wie CPM, das Autohaus Stöcker, Radsport Wagner und Sportec haben mir immer wieder kurz vor dem Fall unter die Arme gegriffen. Dafür bin ich sehr dankbar!

Natürlich sieht die Welt im Internet immer viel bunter aus. Und welcher Selbständige ist so ehrlich zu sagen, dass das eigene Business nicht so gut läuft wie man das gerne hätte? Das wäre im Prinzip kontraproduktiv. Denn wer gesteht sich und der Öffentlichkeit schon gerne ein nicht erfolgreich zu sein? 

Was mich ganz einfach frustriert, ist die Tatsache, dass die Arbeit als Triathlon Coach nach wie vor nicht finanziell geschätzt wird. Dass man immer wieder Kunden hat, die ihre Zahlungen vergessen, die Rechnung nicht richtig lesen und/oder Ewigkeiten mit der Begleichung dieser auf sich warten lassen. Während man sich auf der anderen Seite drei Beine ausreißt um pünktlich und zuverlässig die nächsten Trainingsvorgaben abzuliefern und außerdem gute maßgeschneiderte Arbeit leistet. Es macht einem das Leben so unglaublich schwer. Existenzängste sind etwas sehr bedrückendes und auf Dauer nur schwer auszuhalten. Ein unterschwelliger Dauerstrom an Stresshormonen. Und dieser wiederum beeinflusst mental und physisch die Gesundheit. Wer die Maslow'sche Pyramide kennt, weiß von was ich rede. Wer niemals über lange Zeit in dieser Situation gesteckt hat, wird es auch niemals nachvollziehen könne. 

Wettkämpfe sind Stress für Kopf und Körper. Und es macht einen enorm großen Unterscheid in was für einer Verfassung man sich an die Startlinie begibt - physisch UND mental. Ob der Tank voll ist, oder nur halbvoll, weil Energien die ganze Zeit anderweitig ver-/gebraucht werden.

Dies soll keine Entschuldigung sein. Es ist eine Erklärung dafür, dass ein Start als Elite/Profiathlet niemals automatisch bedeutet, dass man NICHTS anderes macht. Und dass die Kombination aus viel Arbeit, wenig Erholung + wenig Geld nicht unbdeingt konstruktiv ist.

Nichtsdestotrotz, ich weiß auch, dass ich Herr meiner Lage und meiner Situation bin, dass ich das Ruder in der Hand habe. Ich lebe in einem Land in dem ich frei entscheiden kann was ich machen will. Was ein Glück. Ich werde immer wieder neue Wege suchen und auch finden. Egal wie holprig oder schwer sie sind. UND: Ich werde mir den Spaß nicht verderben lassen. Weder sportlich noch beruflich. Hoch leben die Glückshormone!

Oder um es mit Sokrates Worten zu formulieren: 

"Des Menschen Sinn ist es, es darauf hin zu wagen, daß das Gute sei. Das positive Nichtwissen weist immer wieder an den Punkt, wo ich selbst bin, weil ich das Gute als das Wahre erkenne, und wo es an mir liegt, daß ich es tue."

 

Back to Ulm: Das Rennen konnte ich dann immer noch als 5. Elitefrau und 2. in der Elitewertung der Deutschen Meisterschaften nach einem harten abschließenden 20km Lauf beenden. Mit Berücksichtigung der starken Nina Vabic war es ein 6. Platz in der Gesamtwertung und eigentlich auch nur ein 3. Platz in der DM-Wertung. So oder so war es echte Knochenarbeit belohnt mit umso echteren Glücksgefühlen im Ziel :-) Egal wie voll oder leer der Tank am Start war. Dass es jetzt noch zum Deutschen Vizemeister Titel in der Elitekategorie auf der Duathlon Langstrecke gereicht hat ist eine riesen Belohnung für 4:52:33 Stunden (und generelles) Zähne beißen. 

 

Der Powerman Ulm war nun das 11. von mir gefinishte Rennen in der hiesigen Wettkampfsaison die ich mit je zwei weiteren Mittel- und Langdistanzen noch zu vervollständigen habe.

Next Stop: Der internationale Breisgau Triathlon in Malterdingen. Mehr Berge!!! :-)

--> onwards and upwards - bis zum nächsten Bericht,

Eure Celi

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