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THE VERY LONGEST SWELL IN THE OCEAN...OKTOBER 2012

…must carry the deepest memory… (A.R. Ammons, "swells")

 

So kommt mir die vergangene Saison ein wenig vor. Seit Oktober/November 2011 habe ich alles an mein EINES Ziel gesetzt. Ich habe mich selbst überrascht, auf wieviel mehr man noch verzichten und wieviel durchtakteter man seinen Tag noch gestalten kann. Mir kam der Winter 2011/12 so vor, als hätte ich diese riesige Welle herbei gesehnt. Ich habe in Kauf genommen noch mehr Geduld zu beweisen, zu lernen die Luft anzuhalten und unterzutauchen. Einsam und mit eisernem Willen so tief zu tauchen und weiter zu "gehen" als jemals zuvor. Dann, kurz vor Beginn der Saison 2012 bin ich aufgetaucht, habe mich aufgesetzt und alles mit neuen Augen gesehen. Ich habe hinausgeschaut und auf die perfekte Welle gewartet. Mit dem Wissen in der Tiefe so viel Selbstvertrauen und Kraft gesammelt zu haben wie noch nie. Und so habe ich mit Spannung auf sie gewartet: Die Welle des 8. Juli 2012. Leider hat der Wind die Wasseroberfläche aufgepeitsch und so wurde der Ritt am 8. Juli bei der Challenge in Roth nicht ganz so „smooth“ wie ich mir das gewünscht hatte. Ziel und Traum unter 9:30 Stunden die Langdistanz zu finishen wurden durch eine immerhin recht akzeptable 9:34:20h ersetzt.

 

Aber ich hatte so hart trainiert und mich so akribisch vorbereitet – ich fühlte mich in Topform UND die Saison war noch blutjung. Die nächste schnelle Langdistanz direkt vor Augen ging es nach kurzer Pause weiter mit der Vorbereitung auf den Cologne226. Eine schnelle Langdistanz bei der ich mir sicher war die 9:30h auf jeden Fall zu knacken. Ein schneller 3,8km Schwimmkurs auf der Regattastrecke, flache 180 Radkilometer prädestiniert zum Fliegen und 42,2 ebene Laufkilometer. Ich war mir meiner Sache so sicher...bis zum 3.8. auf jeden Fall...dann kam ja alles anders (siehe letzter Bericht) und ein Sturz vom Rad machte in Sekunden alles zunichte.

 

Every scar tells a story...

 

Okay, aber so schnell wollte ich nicht aufgeben. Schlüsselbeinbruch und Radsturz hin oder her. Der 2. September war gestrichen, aber der 3. November und Ironman Florida sahen noch mehr als realistisch aus. „Nach weniger als drei Wochen post-OP bin ich am Ergometer-fahren, Rumpf- und Beinkraft trainieren, Maschieren und seit heute (29.8.) auch wieder am Laufen“ habe ich in meinem letzten Bericht geschrieben. Und tatsächlich stiegen die Trainingsstunden von 12 in der Woche nach der OP, auf 18, 21, 26, und schließlich wieder die üblichen 27.

 

Aber leider ging es nicht nur bergauf, nach einem Sturz nur 10 Tage nach der ersten Operation hatte ich die Knochenstücke ein stückweit „ineinander gerammt“ und somit die Verletzung wieder um 10 Tage zurückgesetzt. Das Unangenehme an der ganzen Angelegenheit war dann, dass der Nagel 2 cm aus dem Knochen herausstand und mich zunehmend beim Laufen und täglichen hantieren störte/schmerzte. Also wurde eine zweite OP einberaumt, die mich erneut im Heilungsprozess zurück warf.

 

Ab da ging es im drei-Schritte-vor-zwei-zurück-Rythmus weiter. EINE blöde Bewegung und ich durfte mich noch zwei Tage mit den strafenden Schmerzen anfreunden. Bis zum 9.10. hatte ich die Hoffnung, doch noch beim Ironman Florida starten zu können, nicht aufgegeben. Meine Beine fühlten sich - nach inzwischen 70-90 Laufkilometern und bis zu 16 Stunden auf dem Rad pro Woche - auch wieder GROßARTIG an. Auch bewegungstechnisch machte ich was meinen Arm betraf Fortschritte...

 

Nach dem zweiten Platz beim Weinheimer Herbst-Halbmarathon war dann auch der Knoten geplatzt, was meine alten Laufgeschwindigkeiten anging. Mit dem Laufgefühl war ich soweit mehr als glücklich und zufrieden. Es tut einfach verdammt gut sich einmal wieder austoben zu dürfen :-)

 

Wie dem auch sei. Alles Radeln und Laufen und aller Wille bringt nichts, wenn man den linken Arm zu keiner Schwimmbewegung bringen kann! Rechts geht hervorragend. Auch kann ich den linken Arm nach vorne strecken – sogar den normalen Schwimm-Armzug durchführen. Aber alles in super-slow-motion und wehe es kommt mir irgendjemand zu nahe. Der Massenstart und das Schwimmen im welligen freien Gewässer/Meer ist schlichtweg unvorstellbar.

 

Also, habe ich mir eine deadline gesetzt, wenn ich bis zum 8./9. Oktober nicht schmerzfrei trainieren kann: NO IRONMAN FLORIDA FOR ME.

 

Trotz der täglichen Fortschritte die ich mache und über die ich mich unglaublich freue, habe ich diese deadline nicht einhalten können und um alle Beteiligten nicht ewig hinzuhalten (die superliebe Homestay-Dame in Florida, Flügesponsor etc.),  musste jetzt einfach eine Entscheidung getroffen werden.

 

Auch wenn es mir das Herz bricht. Es kommt mir vor als wäre ich so weit aufs Meer gepaddelt und habe so geduldig gewartet – aber das perfekte Set hat mit einer einizigen ordentlichen Welle begonnen und ist danach "erloschen". Und da liegt nun das weite ruhige Meer vor meinen Augen und flüstert mir zu, dass ich NOCH geduldiger sein muss. Und dass ich wieder abtauchen und meine Lungen trainieren soll. Damit ich mit vielen "Duck Dives" durchtauchen kann – zum nächsten perfekten Set. Um dann erneut und mit voller Kraft durchzustarten.

 

„Früh ans Wasser zu laufen, um vor dem Wind dort zu sein, um in den kleinen Wellen einer Art Salztherapie für die Haut zu frönen: Dabei geht es, und das weiß ich jetzt genau, nicht um den Kitzel des Risikos oder der Stolz auf etwas Erreichtes, sondern vielmehr darum, täglich seine Zeit richtig zu verbringen, um eine Anhäufung von Augenblicken -, die Anhäufung von Momenten, die für nichts anderes stehen als für einen ganz privaten Sinn von Wohlgefühl.“  (Daniel Duane, „Surf“).

 

In diesem Sinne wünsche ich Euch allen einen wunderschönen Herbst und Saisonausklang und viel Glück zu den Ironman Worldchampionships nach Hawaii!!!

 

Eure Eule - die bald wieder fliegen wird - weit hinaus auf's Meer um nach der nächsten perfekten Welle Ausschau zu halten...

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